Von Claudia Thaler
Künstliche Intelligenz – Fluch oder Segen – das war das Motto der Paneldiskussion des Wissenschaftsforums der Universität Innsbruck am 15. Mediengipfel in Lech. PanelistInnen waren Dr.in Viorela Dan, Assistenzprofessorin an der Universität Innsbruck am Institut für Medien, Gesellschaft und Kommunikation, Dr. Justus Piater, Professor für Informatik und Leiter des 2019 gegründeten Digital Science Centers der Universität Innsbruck und Dr. Armin Rabitsch, Politologe und Wahlbeobachter. Moderiert und vorbereitet wurde das Forum von Master-Studierenden der Universität Innsbruck unter der Leitung von Dr.in Natascha Zeitel-Bank.
Die Veränderungen, die in der Berufslandschaft durch künstliche Intelligenz auf uns zukommen, sind tiefgreifend und werden sich in Zukunft noch deutlicher zeigen. Im Journalismus gibt es bereits eine Automatisierung, mit der beispielsweise Meldungen schneller und effizienter geschrieben werden können. Diese Automatisierung ist jedoch stets mit Vorsicht zu genießen, so die Kommunikationswissenschaftlerin Viorela Dan zum Ist-Stand von KI-Nutzung im Journalismus. Fehlinformationen gewinnen durch KI an Glaubwürdigkeit und werden somit gleichzeitig zu einer Gefahr, wie zu einer Chance des qualitativen Journalismus. Medienschaffende sind und bleiben die Gatekeeper der Informationsverbreitung und erfüllen nach wie vor die Funktion, Nachrichten und Informationen für die Gesellschaft einzuordnen und aufzubereiten.
Wir waren wahrscheinlich – wissentlich oder unwissentlich – bereits alle mit KI-generierten Inhalten konfrontiert und sogenannte „Deepfakes“ sind bereits so fortschrittlich, dass sie selbst für Expert*innen schwer von authentischen Inhalten zu unterscheiden sind. Politologe Armin Rabitsch sieht Herausforderungen im Zusammenhang mit KI-generierten Deepfakes vor allem auch für die 2024 stattfindenden EU-Wahlen und betont, dass sich gefälschte Inhalte wie Videos von Politiker*innen und Abgeordneten etwa sechs bis sieben Mal rasanter als authentische Beiträge verbreiten. Jede Reaktion darauf verpufft angesichts der Brisanz von Deepfakes. Denkt man diese Entwicklung weiter, kann WählerInnen-Manipulation durch KI mitunter eine wahre Gefahr für die demokratische Landschaft darstellen.
Gesetzlich lässt auch ein klarer Rahmen noch zu wünschen übrig: Das Regelwerk hinkt den fortschreitenden Entwicklungen hinterher, mit der Folge, dass es Unsicherheiten in der Nutzung gibt. Einige Gesetze, wie der „Digital Service Act“ (DSA) sind noch nicht vollständig in Kraft getreten und der „Artificial Intelligence Act“ (AI-Act) wird derzeit noch zwischen den EU-Institutionen verhandelt und so bleibt unklar, ob dieser überhaupt beschlossen werden kann. Justus Piater betont ebenso, dass auch unter Berücksichtigung der fortschreitenden Entwicklung von KI nach wie vor klar zwischen Menschen und künstlicher Intelligenz unterschieden werden muss. Es gibt nämlich in der aktuellen Zeit keine explizite Möglichkeit, Regelkonformität in intelligente Systeme wie etwa Algorithmen zu integrieren. Der AI-Act geht jedoch – so Piater – in die richtige Richtung, da er versucht, den Umgang mit KI zu regeln und nicht die Technologie an und für sich. Die ExpertInnen sind sich einig, dass der hier verwendete Ansatz auf Basis der Menschenrechte positiv zu bewerten ist.