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SchattenSpiel

Die faden Laternenlichter flackern.

Schuhe auf dem Asphalt leise klackern.

Mein schwarzer Mantel weht im leichten Wind,

nach den wummernden Bässen

ist diese Ruhe nun ein wohltuender Gewinn.

Doch die so fröhliche Nacht

wird so rau und düster,

als auf einmal inneres Geflüster

leise, leise wispert:

fremde Augen im Rücken überraschen.

Plötzlich bist Du da;

aus dem Nichts erschaffen

– Du, mein lebendiger Schatten.

Ich bleibe stehen und dreh mich langsam um;

sehe, dass auch Du stoppst

an der unbefahrenen Kreuzung.

Ich wechsle die Straßenseite

und versuche, ruhig zu bleiben,

obwohl ich vor aufsteigender Panik

anfang könnt zu weinen.

Nach kurzer Zeit wechselst Du ebenso die Seiten,

mit geräuschlosen Schritten deine Beine schreiten.

Die lange Straße, vom Mond erleuchtet, ist einsam.

Hier

sind nur wir zwei.

Du und ich, ganz allein.

Mal nah, mal fern ist dein Profil

und langsam bekomm ich das Gefühl,

für Dich

ist das ein abartig erregendes Spiel.

Du weißt,

wie Du mich vor Dir hertreiben kannst.

Du kontrollierst mich – und meine Angst.

Und auch wenn Du mich nicht berührst,

verletzt Du mich,

indem ich Deinen Atem in meinem Nacken spür.

Meine Schritte werden automatisch schneller,

gehe nun die Hauptstraße: ein Umweg, aber heller.

Erneut dreh ich mich um und erhasche

einen kurzen Blick auf Dich,

während ich panisch greif

nach dem Handy in meiner Tasche.

Laut rede ich irgendwas in den Hörer hinein;

Hauptsache, es erweckt für Dich den Anschein,

ich. bin. nicht.

allein.

Doch das Fake-Telefonat am Handy beirrt Dich nicht,

seit nun 10 Minuten folgst Du mir kontinuierlich.

Ich pack meinen Schlüssel krampfhaft zwischen den Fingern;

verstecke meine Haare im Mantelinner’n.

Und während Deine Schritte in meinen Ohren lärmen,

frag ich mich,

warum zur Hölle muss ich all diese Taktiken lernen?

Lernen, dass ich

draußen,

nachts,

allein,

Freiwild für jederMann zu sein schein.

Vor meiner Haustür steig ich schließlich in den Bus;

es ist der finale Schachzug. Spielschluss.

In der Ferne Deine Silhouette langsam zerfließt,

als siegreicher Verlierer Du Dich nun zurückziehst.

Und so wie Du aus dem Nichts erschienen bist,

kehrst Du still und leise zurück

in die absolute Finsternis.

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